Alle Artikel mit dem Schlagwort: Rudolf Steiner

Kopfstand Vorbereitung

Der Mut – eine Januarübung

Gibt es eine Übereinstimmung zwischen äußerer und innerer Haltung wie beispielsweise Mut? Zwischen der Haltung, die ich mit dem Körper einnehme und der Haltung, die ich innerlich z.B. zu anderen Menschen oder zu einem Sachverhalt einnehme? Im Volksmund gibt es Ausdrücke wie „Rückgrat haben“ oder „Haltung bewahren“ und man meint genau genommen nicht die angestrengt aufgerichtete Wirbelsäule, als vielmehr die innere seelische Haltung, die sich nicht sogleich den manchmal schwierigen Verhältnissen im Leben ergibt.

Die Yogaübung "Bogen"

Kontrolle der Gedanken

Im älteren Yoga ist die Kontrolle des Atems, das so genannte Pranayama, Teil des Übens. Die Führung des Atemstroms in einem bestimmten Rhythmus kann die Konzentration fördern und wird oftmals zur Energetisierung benutzt, um besser in eine Yogaposition zu kommen. Allerdings findet diese Wirkung der Atemführung auf körperlicher Ebene statt, sie bezieht nicht das Bewusstsein ein, außer vielleicht als Methode zur Disziplinierung des Willens. Achten wir hingegen auf unsere Gedanken, so sind wir im Bewusstsein aktiv und der Wille wird vornehmlich auf innere Weise geschult. Das bedeutet, dass die Gedankenkontrolle die Atemkontrolle ablöst.

Es ist nicht leicht, das Hochwachsen in den Schulterstand aus dem Herzbereich zu entwickeln.

Geduld im Prozess

„Steter Tropfen höhlt den Stein.“ sagte schon der Grieche Choirilos von Samos im 5. Jhdt. vor Christus. In diesem Bild des sachten Tropfens, der über lange Zeit hinweg den harten Stein aushöhlt, drückt sich sehr schön die Geduld aus. Auch wenn der Fortschritt nicht im einzelnen Augenblick zu sehen, entsteht er aber dennoch unsichtbar. Meist glaubt man nur, was man sieht und würde das Aushöhlen damit erklären, dass mikroskopisch ja doch eine Veränderung bei jedem Aufprall des Tropfens zu sehen sei. Aber zur Zeit Choirilos‘ gab es keine Mikroskope und es ist anzunehmen, dass er auf den inneren Zusammenhang hindeuten wollte: auf den Prozess. 

Vorwärtsbeuge mit Öffnung

Höflichkeit – Geste der Sensibilität

Im September beschäftigten wir uns in den Kursen mit der Höflichkeit als Haltung. Dabei haben wir unterschieden zwischen Höflichkeitsformen, die man zunächst lernt, und Höflichkeit als innerer Sinn, als Sensibilität, Wahrnehmung und Aufmerksamkeit für andere Menschen. Bei der höflichen Verhaltensweise sprechen wir von einer äußeren Form, so wie man z.B. „guten Tag“ sagt. Man empfindet das Verletzen solch einer Form als unhöflich. Ebenso kann es unhöflich sein, wenn eine Form ohne wirkliche Aufmerksamkeit für den anderen angewendet wird. Hat jemand einen Schicksalsschlag oder schmerzliche Veränderungen im Leben erfahren, wird man das in der Begegnung berücksichtigen, sensibel sein und keine überschwänglichen Fragen stellen, auf die derjenige vielleicht gar nicht antworten möchte. Daran lässt sich erahnen, dass Höflichkeit nicht allein Form, sondern auch Sensibilität, Aufmerksamkeit und Empathie sein kann, bei der die Person des anderen berücksichtigt wird und Vorrang gegenüber den eigenen Interessen hat.

Yogaübung Kamel, Ruhephase

Devotion – eine Tugend …

… die hier als Ehrerbietung, Verehrung oder Ehrfurcht zu verstehen ist. Auf die Großmut im Sinne der Weisheit und Übersicht, die im März als Übung mit wachem Haupt gegeben war, folgt im April eine Geste der Verneigung. Denn die Devotion geht auch mit Hingabe und Demut einher. In ihr liegt aber weitaus mehr, als nur das Haupt zu senken. Wie sie zu verstehen ist, soll in diesem Artikel beschrieben werden.

Zehenspitzenstand Punkt und Umkreis

Die Diskretion – einen Raum wahren

So wie das Kind geschützt im Mutterleib eine bestimmte Zeit der Entwicklung benötigt, bis die Geburt herannaht, oder wie ein Same Ruhephasen benötigt und nur unter bestimmten Bedingungen keimen kann, so benötigt auch die Seele eine Art behütete Geschlossenheit. Auch benötigen Gedanken, Empfindungen und neue Impulse ihre eigenen Rhythmen zur Entwicklung und Reifung, bevor sie nach außen getragen werden. Die Tugend der Diskretion schafft und wahrt diesen geschlossenen Raum der Entwicklung.

Yogaübung Halbmond Vorbereitung

Die Diskretion – Februarübung

„Diskretion wird zu Meditationskraft“ … Das Üben der Monats-Tugenden nach Rudolf Steiner. Mit „Diskretion wird zu Meditationskraft“ wird ein Aspekt der seelisch-geistigen Entwicklung angedeutet. Die Yoga-Übung selbst kann diese Entwicklung nicht bieten, denn sie ist eine äußere Körperhaltung, die Tugend ist eine innere Seelenhaltung. Die Yogaübung könnte aber ein künstlerischer Ausdruck der Seele werden, wenn ein Sinn für die Seelenhaltung entsteht. Vielleicht mag man denken, ein Mensch hat diese oder jene Tugend ein anderer nicht, als sei der Mensch von der Natur determiniert und könne nichts hinzu entwickeln. Rudolf Steiner empfahl hingegen, Tugenden konkret zu üben. Er nannte zu jeder Tugend eine bestimmte seelische Kraft, die sich aus dem individuellen Üben entwickeln kann. So wie sich bei der Tugend des Mutes „Erlöserkraft“ entwickeln kann, so sieht er als Ergebnis des Übens der Diskretion die „Meditationskraft“.